Rheinische Post Freitag, 31.Dezember 1993

Astrologin: Noch vier magere Jahre  –  Die Übersetzerin des Schicksals
Von MAREN HOFFMANN

Aufträge stapeln sich bei der Firma Trunz. Gerade in Zeiten der Rezession läuft hier das Geschäft, ist der Sechzehn-Stunden-Tag eher Regel als Ausnahme. „Gut leben mit dem Wissen von morgen“ verspricht das Motto auf der Visitenkarte von Karin Trunz die seit dreißig Jahren ihren Kunden hilft, verworrene Schicksalsfäden zu entwirren, Chancen und Gefahren zu erkennen mit Hilfe der Astrologie.

Aus dem Computer

Der Blick zum gestirnten Himmel ist dabei nicht mehr vonnöten: Die Planetendaten kommen aus dem Computer. Viele Nächte hat Ehemann Siegfried Trunz, der für die „technische Seite“ der Horoskope verantwortlich ist, vor dem Monitor verbracht und eigene Programme entwickelt, die mit maximaler Genauigkeit angeben wann wo welche Sterne standen.

„Die Programme, die man auf dem Markt kaufen kann sind alle viel zu ungenau“ kritisiert der gelernte Maschinenbauer und Hobby-Mathematiker. „Die Astrologie ist eine exakte Wissenschaft. Schon ein halbes Grad möglicher Abweichung bei den Planetenwinkeln ist zuviel.“

Karin Trunz‘ Arbeit beginnt, wenn die langen Listen mit Datumsangaben und dazugehörigen Planetenkonstellationen aus dem Drucker kommen. Dann macht sie sich mit einem roten und einem blauen Stift für die positiven und die negativen Einflüsse an die zeitaufwendige Auswertungsarbeit. „Meine Tätigkeit ist eigentlich die einer Übersetzerin“, meint die Astrologin. Entscheidungen kann und will sie niemandem abnehmen. „Ich kann nur sagen, wann der günstigste Zeitpunkt für ein Vorhaben kommen wird – erst durch das eigene Wollen werden die Möglichkeiten auch zum Ereignis.“

Dabei geht der Blick nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die vorgeburtliche Vergangenheit: Schließlich wisse man, so Karin Trunz, dass schon während der Schwangerschaft das Kind auf die Einflüsse seiner Umwelt reagiere – und die Sterne gehörten eben auch dazu. Eine ungünstige Planetenstellung etwa während der Phase der Entwicklung des Magens lasse diesen zur möglichen Schwachstelle des Organismus werden.

Die Klientel der Astrologin besteht zu neunzig Prozent aus Männern, darunter Geschäftsleute und Politiker, die vor wichtigen Entscheidungen auf den Rat der Astrologin nicht verzichten mögen. „Im letzten halben Jahr kamen aber auch verstärkt Kunden, die um ihre Arbeitsplätze bangen und wissen wollten, wie es weitergehen soll“, so Karin Trunz. „Denen kann ich natürlich oft nichts Gutes verheißen. Aber ich kann ihnen helfen, mögliche Chancen zu erkennen und sie optimal zu nutzen.“ Zweieinhalb Stunden dauert eine Beratung im Regelfall. Darin werden gesundheitliche, persönliche und berufliche Aspekte bis ins Jahr 2000 vorausverfolgt.

Erst mal bergab

In dem hohen Stapel von persönlichen Horoskopen, die sich auf ihrem Schreibtisch türmen, findet sich auch ein weitergefasstes für die gesamte Bundesrepublik. „Mit der Wirtschaft geht es erst mal noch weiter bergab“~ lautet die Prognose der Astrologin,“ aber um das zu erkennen, muss man gar nicht erst in die Sterne gucken.“

Noch vier „magere Jahre“ stünden uns allen bevor – „egal, wer an die Regierung kommt“ – dann, ab Herbst 1998, komme allmählich ein spürbarer Aufstieg, verbunden mit einem Umbruch in der Weltanschauung: „Die Orientierung zum Materialismus wird abnehmen, und dann wird es den Leuten auch wieder besser gehen.“

Das Motto der Astrologin Karin Trunz: „Gut leben mit dem Wissen von morgen“
RP-Foto- Christan Bras