Rheinische Post 02.Juni 2004

RHEINISCHE POST                                                               
Krefelder Wirtschaft                                                              02.06.2004 Nr. 127

Immer mehr Geschäftsleute suchen Rat bei der Astrologie

Oft ist sie die letzte Hoffnung

Mit dem Tod möchte sie nichts zu tun haben. Karin Trunz ist Astrologin: Zwar verraten ihr die Sterne, wann das Ende im Leben eines Menschen naht, „aber das sage ich meinen Klienten nicht“. Sie betreibe ja keine Wahrsagerei im dunklen Kirmeszelt.

Nein – hinter den dicht bewachsenen Mauern im Stadtteil Bockum geht es seriös und ernsthaft zu. Karin Trunz liebt, ihren Beruf, sie lebt dafür.

„Ein Leben ohne die Astrologie kann ich mir gar nicht mehr vorstellen“. Bis zu 16 Stunden arbeitet sie täglich, steht schon morgens um vier Uhr auf, um telefonisch Klienten aus Los Angeles zu beraten.

Am Apparat: Ein junges Mädchen, das auf einer Party einen berühmten Filmstar getroffen hat. „Nun will sie von mir wissen, wie die Sterne stehen, ob sie selbst mal ein Star wird“, sagt Karin Trunz. Es kann aber, auch der Besitzer eines australischen Weinguts sein, der nachfragt, ob die Ernte gut wird. Manchmal, sagt sie und ihr Blick wird ganz ernst, „spüre ich schon die schwere Last der Verantwortung, die auf mir liegt“, Oft sei sie die letzte Hoffnung.

Arbeitsloser auf Jobsuche

Für einen Arbeitslosen etwa, der seit sechs Jahren ohne Job dastand. „Ich hab ihm gesagt: Bewerben Sie sich an einem bestimmten Datum und sie weiden drei Zusagen erhalten“. Es hat geklappt, der ehemalige Arbeitslose ist einer von vielen, der Karin Trunz einen Dankesbrief schrieb. Woher weiß sie, was an welchen Tag passieren wird? Ihr Mann Siegfried Trunz kennt sich mit Computern gut aus. Schon Anfang der 80er Jahre schrieb er ein Programm, mit dem man vom Geburtsdatum ausgehend die Konstellation der Planeten ausrechnet.

„Daraus ergeben sich bis zu 86000 verschiedene Deutungen“, sagt Karin Trunz, die sich schon in frühster Kindheit mit Astrologie beschäftigte. „Mein Großvater erklärte mir die Mondphasen, später kam der Sternenhimmel dazu“. In den Sternen lasse sich ablesen, welche Anlagen ein Mensch mitbringe. Und das schon bevor er geboren ist.

 Wirtschaftsbosse blicken häufiger in die Sterne. Die Astrologin Karin Trunz berichtet, dass sie zunehmend in wirtschaftlichen Fragen um Rat gefragt wird.    

„Ich kann anhand der Entwicklungsphasen der Organe des Embryos erkennen, ab Herz oder Magen später Probleme machen“; erzählt Karin Trunz. In den vergangenen Jahren sind es immer häufiger Geschäftsleute, die zu ihr kommen, um sich beraten zu lassen. „Wird mein Geschäft so weiter laufen? Wie lange kann ich noch selbstständig bleiben? Zahlt der nächste Kunde pünktlich?“ Die Fragen prasseln auf Karin Trunz nur so ein. Viel Verantwortung. Es gibt Vorgesetzte, die die Geburtsdaten eines Bewerbers durchgeben. „Passt er zu meiner Firma, oder ist das für ihn nur eine Durchgangsstation?“.

Manche Klienten werden regelrecht süchtig nach der Astrologie. Auf einmal soll jede noch so kleine Alltagsentscheidung mit der Astrologin abgeklärt werden. Doch da ist für Karin Trunz Schluss. „Ich gebe Hilfestellung, aber entscheiden müssen die Leute allein“.  

Autor: Oliver Wiegand